Aragon - vom verschmähten Vagabunden zum geliebten Freund
Damals kam er scheinbar aus dem Nichts. Keiner weiß, wo er hingehörte oder welchen Namen er einmal hatte. Sicher ist nur, dass ihn niemand vermisste. Und dass wohl auch nie mehr jemand gekommen wäre, um nach ihm zu suchen.
Wer weiß, wie das Schicksal des scheuen Schäfermischling ausgesehen hätte, wenn es ihn nicht an diesem einen Frühsommertag im Jahr 2017 auf ein Feld in Gallizien verschlagen hätte, auf dem Tierfreunde den einsam umherstreifenden Hund erspähten. Um sich anlocken zu lassen, war er zu verstört, denn er hatte nie gelernt, den Menschen zu vertrauen. Dass ihm nun plötzlich jemand helfen wollte, konnte er nicht annehmen.
In einem entschlossenen Einsatz der Kärntner Tierrettung in Zusammenarbeit mit der Organisation Tierschutz aktivkonnte der Rüde schließlich eingefangen werden. Dass dazu mehrere professionelle Helfer nötig waren, zeigt, wie verstört und ängstlich er war. Er kam ins TiKo, wo er seinen neuen, vielleicht auch seinen ersten richtigen Namen, Aragon, und ein Zuhause auf Zeit erhielt und wo er sich langsam an menschliche Gesellschaft gewöhnte. Doch das alte Trauma blieb und Aragons Misstrauen war weiterhin tief in seiner Seele verankert.
Im März 2019 durfte Aragon dann zwei ganz besondere Menschen kennenlernen. Doris Micheli und ihr Lebenspartner waren auf der Suche nach einem Patenhund und entschieden sich für den misstrauischen einsamen Wolf. Es folgte eine Zeit der intensiven Arbeit mit Aragon, in der er mit seinen Paten alles lernen durfte, was zu einem richtigen Hundeleben dazugehört.
Und jetzt, ein Jahr später, liebt er es am allermeisten, daheim auf seinem bequemen Hundebett zu liegen und sich dabei rundum sicher zu fühlen. Denn seine einstigen Paten haben ihn mittlerweile adoptiert und fest in ihre Familie integriert. Von seinen früheren Abenteuern möchte er nur noch träumen ‒ und ist erleichtert, wenn er wieder aufwacht und die tolle Gartenwohnung sieht, in die Familie Micheli umgezogen ist, damit Aragon genug Platz hat, um sich zu entfalten. Der Wolf ist nun gezähmt und der Vagabund hat seinen Hafen gefunden; eine Geschichte wie im Märchen, doch mit einem echten Happy End.
Ein Happy End, das wir uns auch für viele andere, von schweren Schicksalen geprägten Fellnasen wünschen. Denn eine zweite Chance im Leben haben sie alle verdient. Familie Micheli zeigt uns eindrucksvoll, dass dies mit viel Hingabe, Geduld und einer großen Portion Liebe möglich ist.