Der "böse" Wolf
Wölfe sind sehr intelligente und scheue Tiere und Menschen gegenüber sehr misstrauisch, da er ihr größter Feind ist. Wölfe wurden in Europa über Jahrzehnte von uns Menschen beinahe bis zur Ausrottung gejagt.
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Der Wolf als Bösewicht
Im Märchen wird der Wolf meist als Menschenfresser und Bösewicht dargestellt. Die Märchen der Gebrüder Grimm «Rotkäppchen» oder «Der Wolf und die sieben Geißlein» haben dieses Bild für Generationen von Kindern geprägt. Viele Menschen haben Angst vor dem Wolf. In der Überlieferung wird er nicht nur als Plage für Wild- und Haustiere, sondern auch als Menschenfresser dargestellt. Dies steht im Gegensatz zu den Erfahrungen aus der heutigen Zeit.
Wölfe sind sehr intelligente und scheue Tiere und Menschen gegenüber sehr misstrauisch, da er ihr größter Feind ist. Wölfe wurden in Europa über Jahrzehnte von uns Menschen beinahe bis zur Ausrottung gejagt und nur diejenigen Wölfe haben überlebt, die am meisten Angst vor Menschen entwickelten, sich vor ihnen versteckten oder flüchteten. Der Wolf vermeidet in der Regel jede Konfrontation mit dem Menschen.
Das letzte größere Vorkommen in Österreich wurde im Jahr 1882 in der Steiermark im Grenzgebiet zu Niederösterreich nachgewiesen. Seit dieser Zeit gab es nur noch einzelne, durchziehende Wölfe. Mit Einführung strengerer Schutzbestimmungen in vielen europäischen Ländern haben sich die Populationen im Umfeld von Österreich stabilisiert und in der Folge zugenommen.
Nicht jagdbar oder ganzjährig geschont
Die Jagd auf Wölfe ist in Österreich nach nationalem und europäischem Recht verboten. Der Wolf ist im Rahmen internationaler Gesetze und Verordnungen geschützt, etwa in Anhang II* und IV* der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie 92/43/EWG. In Österreich wird der Wolf in den jeweiligen Landesjagdgesetzen entweder als „nicht jagdbar“ oder als „ganzjährig geschont“ geführt.
Hochentwickeltes Sozialverhalten
Wölfe haben ein hochentwickeltes Sozialverhalten und leben in Familienverbänden, in denen es eine klare Sozialstruktur gibt. Die Hauptaufgabe des Rudels ist die Sicherstellung des Überlebens ihrer Art durch eine erfolgreiche Welpenaufzucht. Jungwölfe bleiben für die ersten Monate im Rudel und helfen bei der Aufzucht der Welpen mit. Meist verlassen die Jungwölfe mit der Geschlechtsreife mit ca. 1-2 Jahren ihre Familie.
Innerhalb des Rudels gibt es sehr viele Interaktionen, es gibt richtige Begrüßungszeremonien, wobei die rangniedrigeren Welpen und Jungwölfe ihre ranghöheren Eltern stürmisch begrüßen und ihre Schnauzen lecken. Die Welpen lernen von ihren älteren Geschwistern und ihren Eltern und werden auch von diesen zurechtgewiesen. Die Leittiere zeigen ihren hohen sozialen Status durch örtliche Positionen, Körperhaltung, Mimik und kleine Gesten. Wölfe vermeiden nach Möglichkeit Aggressionen und Kämpfe. Sie lösen Konflikte innerhalb des Rudels vor allem durch Körpersprache.
Die Rolle des Wolfes im Ökosystem
Steigerung der Biodiversität
Der Wolf ist ein wichtiger Bestandteil der Biodiversität und hohe Biodiversität trägt ganz allgemein gesprochen dazu bei, Ökosysteme stabil zu halten.
Tritt der Wolf nach fast einem Jahrhundert der beinahe vollständigen Ausrottung in Österreich wieder in Erscheinung, bringt er das davor vom Menschen unter anderem durch Bejagung mitgestaltete Ökosystem erst einmal in Bewegung - und aus menschlicher Sicht wohl auch in "Unordnung".
Generell tragen Wölfe dazu bei, Wildtierbestände vital zu halten. Da der Wolf den Gesundheitszustand seiner Beute prüft, indem er sie "anjagt", selektiert er vermehrt die schwächsten Individuen seiner Beutetiere, also junge, alte oder kranke aus. Kurzfristig steigert sich so die Fitness der Beutetierpopulationen. Langfristig wirkt sich das positiv auf die evolutionäre Entwicklung dieser Arten aus.
Unsere Wälder brauchen den Wolf. Viele Beutetiere des Wolfes wie zum Beispiel Rehe und Hirsche sind Pflanzenfresser. Am liebsten fressen sie die jungen Triebe oder die Rinde von Laubbäumen, wie Eiche, Buche, Esche oder Vogelbeere. Das wäre auch weiter kein Problem, wenn es bei uns in Österreich nicht viele Rehe, Hirsche und Gämsen gäbe und kaum noch Beutegreifer, die die Pflanzenfresser in Schach halten und ihre räumliche Verteilung beeinflussen. Der natürliche Feind des Wildes fehlt. Die Gesundheit unserer Ökosysteme leidet darunter.
WÖLFE UND ZIVILISATION
Gewöhnung an den Menschen
Wölfe können sich aber aus Neugier den Menschen nähern. Es kommt auch vor, dass sie bei der Durchwanderung ihrer Reviere über Felder in Siedlungsnähe oder auch einmal durch Siedlungen laufen. Dies stellt für den Menschen jedoch keine Gefahr dar! Wölfe folgen innerhalb ihrer Reviere ihren Beutetieren und kommen so vor allem im Winter in tiefere Lagen und Talsohlen und damit näher an bewohnte Gebiete.
Wir müssen deshalb bewusst vermeiden, dass sich der Wolf zu sehr an uns Menschen gewöhnt und dadurch seine natürliche Scheu verliert. Bequeme, künstliche Futterquellen sind der Hauptgrund für die Gewöhnung des Wolfes an den Menschen und die Zivilisation. Wölfe dürfen auch auf keinen Fall angelockt oder aktiv gefüttert werden.
Wolfshybriden
Spätestens, seit der Wolf als Wappentier in der berühmten US-Serie «Game of Thrones» auftauchte, sind Wolfshybriden bei Hundehaltern gefragt. Bei Wolfshybriden handelt es sich um Kreuzungen aus Wolf und Hund. In freier Natur sind sie sehr selten; es kann aber dennoch vorkommen, dass sich ein Wolf mit einem verwilderten Hund verpaart. Und eine nicht zu unterschätzende Gefahr sind Angebote von Züchtern, die mit Wolfshybriden das große Geld machen möchten. Ein Wolfshybride ist weder Wolf noch Hund und zeigt andere Verhaltensmuster als ein Hund und auch die Körpersprache, die bei einem Wolf sehr gut deutbar ist, ist bei Hybriden in vielen Situationen schlechter einschätzbar und deshalb auch unberechenbar. Sie können extrem misstrauisch, scheu und schreckhaft sein. Fühlen sie sich in die Enge getrieben, sind sie auch bereit sich zur Wehr zu setzen und zu beißen. Sie können auch sehr zerstörerisch sein.
Zur Erläuterung: Kreuzungen aus Wolf und Hund der ersten Generation werden als F1-Wolfshybriden bezeichnet. Das F steht dabei für die Zuchtgeneration (im wörtlichen Sinne: Filial- bzw. Folgegeneration). Je größer die Zahl hinter dem ‚F‘, desto weiter ist das Tiere von seinem Wolfsvorfahren entfernt. Als sogenannte Hybriden bezeichnet man die Generationen F1-F4. Erst ab der fünften Generation (F5) werden Wolfshybriden als Wolfshunde eingestuft.
Mehr Informationen zum Thema: https://wolfshybriden.org
Herdenschutz
Seit der Wolf zurückgekehrt ist, kommt es immer wieder zu Schäden an Weidetieren. Wiederholt gibt es Stimmen, die sich für den Abschuss (sogenannte "Entnahme") von Wölfen stark machen. Eine solche Vorgehensweise ist fraglich, da weitere Wölfe nachwandern würden, denn in allen Ländern rund um Österreich sind sie heimisch.
Den einzigen wirkungsvollen Schutz für Weidetiere kann nur bewährter Herdenschutz bieten. Überall dort, wo der Herdenschutz greift, gibt es viel weniger Übergriffe auf Nutztiere. Herdenschutzhunde werden seit Jahrhunderten in Europa und Asien erfolgreich eingesetzt, um die Herden vor Raubtieren wie Wolf, Luchs und Bär zu schützen. In den Ländern, in denen der Wolf nie ausgestorben war, wie z.B. in Italien und Rumänien, ist es ganz selbstverständlich, die Herden mit Hirten und Herdenschutzhunden zu bewachen.
Effektiver Herdenschutz ist aufwändig. Es gibt kein Rezept, das überall gleich gut läuft. Staatliche Unterstützung für die österreichischen Bauern und die Bemühung um den Dialog mit allen Beteiligten sind unerlässlich.
Die Anwesenheit des Wolfes erzeugt große Unsicherheit. Der Wolf ist ein Raubtier, jedoch ist er kein Bösewicht. Er darf nicht verharmlost und auch nicht dämonisiert werden. Darum wollen wir für Tiere gemeinsam laut sein, Wissen vermitteln und das allgemeine Bewusstsein für Tiere schärfen. Denn nur gut informiert können wir eine Meinung glaubhaft vertreten!
Quellen:
FFH-Richtlinie 92/43/EWG
https://www.wwf.at/tierarten/wolf
https://chwolf.org/
https://www.beutegreifer.at/
https://www.baer-wolf-luchs.at/
https://www.eurolargecarnivores.eu/
https://www.lifewolfalps.eu/
https://www.naturschutzbund.at
https://welttierschutz.org/wolfshybriden
https://www.herdenschutz.at/
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