Tierversuchsfrei leben

Trotz zahlreicher tierleidfreier Forschungsmethoden sterben im Jahr weltweit Millionen Tiere in Laboren. Tiere gelten dabei als Materiallieferanten, ihr Leben ist kurz und schmerzhaft. Der 24. April steht symbolisch für die Abschaffung von Tierversuchen.

Tierversuchsfrei leben © TiKo

Warum Tierversuche der falsche Weg sind? 

Produkte, die wir Menschen nutzen, sollen mit Tierversuchen sicherer gemacht werden. Der spätere Nutzen ist aber fraglich, denn ein Tier ist kein Mensch. Wir unterscheiden uns im Körperbau, Stoffwechsel, Ernährung, Psyche und Organfunktionen.

Beispiel - Behandlung für Diabetes am Tier erforschen:


Um eine medizinische Behandlung für Diabetes am Tier zu erforschen, muss das Versuchstier erst einmal krank gemacht werden. Das wird erzeugt, indem dem Tier ein Gift gespritzt wird, das Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört. Diese Nachahmung der Symptome hat aber nichts mit Diabetes beim Menschen oder dessen Ursachen zu tun. Ist die Behandlung des künstlich krank gemachten Tiers erfolgreich, heißt das nicht, dass es auch bei Menschen funktioniert. Rund 95% aller neuen, tierversuchsgetesteten Medikamente wirken bei Testungen am Menschen nicht oder haben schwere Nebenwirkungen!

Mit Tierversuchen hebt man einzig die Bereitschaftsschwelle, das Produkt zu nutzen, weil Vertrauen entsteht, dass es in Ordnung ist. Mit einer „eventuell“ rückblickenden Wirksamkeit gefährdet man aber Mensch und Tier, daher ist es moralisch nicht vertretbar.

Weil der Mensch keine Maus ist -
ein Animationsfilm von
Ärzten gegen Tierversuche 

Tierversuchszahlen 2022 © TiKo

Wie viele und welche Tiere leiden in Österreich unter Tierversuchen?

Auch in Österreich leiden jährlich rund 211.000 Tiere unter Tierversuchen. Den Großteil davon machen Mäuse, Ratten und Fische aus. Aber auch Hühner, Schweine, Kaninchen, Frösche, Rinder, Schafe, Ziegen, Hunde und Katzen erleiden still ihre Qualen hinter den Türen der Labore (Tierversuchszahlen 2022).

Wozu werden Tierversuche durchgeführt?

Grundlagenforschung

Rund die Hälfte aller Tierversuche werden in Österreich zur Grundlagenforschung durchgeführt. Dessen Zweck ist in erster Linie nicht die Heilung oder Behandlung von Krankheiten, sondern die Gewinnung von allgemeinem Wissen.

Angewandte Forschung

40 % aller Versuchstiere werden für die angewandte Forschung genutzt, also z.B. zur Entwicklung von Pharmazeutika. Aber auch um zu testen, wie giftig neue Stoffe sind. Fast alle dieser Eingriffe haben für die Tiere massive Schmerzen und Qualen, für viele auch den Tod zur Folge. Viele Tiere werden gentechnisch verändert und jahrelang in viel zu kleinen Käfigen gehalten.

Geht es auch ohne Tierversuche?

Ja! Mittlerweile gibt es bereits eine große Vielfalt an modernen, tierleidfreien Technologien, wie etwa Zellen im Reagenzglas (in vitro) oder Computermodelle, die Tierversuchen sowohl in Qualität als auch in der Spezifität der Ergebnisse nichts nachstehen. Wichtig wäre jedoch, diese staatlich vermehrt zu fördern. Aktuell macht die Förderung für Alternativmethoden nämlich nur einen Bruchteil der Subventionierungen für Tierversuchsprojekte aus.

Beispiele für tierleidfreie Forschung 
(Ärzte gegen Tierversuche)

Siegel Tierversuchsfrei

Wer bewusst tierversuchsfrei leben möchte, der achtet beim Kauf eines Produkts auf das Kleingedruckte oder das abgedruckte Siegel auf der Rückseite. Doch auf welche Zertifizierungen und Gütesiegel kann man sich als KonsumentIn innerhalb des Siegel-Dschungels wirklich verlassen?

Hier einige Siegel, an denen man sich guten Gewissens orientieren kann:

Positivliste des Deutschen Tierschutzbundes Hase mit schützender Hand © Deutscher Tierschutzbund
Der Hase mit schützender Hand gilt als das strengste Siegel gegen Tierversuche.  Er garantiert keine Tier-Testung der Inhaltstoffe und des Endproduktes, ist aber keine Absicherung für tierische Inhaltsstoffe.

Vegan Blume Vegan Blume © Vegan Society England
Kennzeichnet Produkte, die keine tierlichen Produkte beinhalten. Auch Tierversuche sind als Siegelkriterium untersagt. Die Vegan Blume wird für Lebensmittel, Kosmetika und Reinigungsmittel vergeben.

Leaping Bunny / Humane Cosmetic StandardLeaping Bunny © Leaping Bunny Programm
Der springende Hase ist ein international verbreitetes und bekanntes Siegel für „tierleidfreie“ Produkte. Das Siegel verbietet Tier-Testung an Inhaltstoffen und Endprodukten, ist aber keine Absicherung für tierische Inhaltsstoffe.

PETA cruelty free & veganPETA cruelty free © PETA
Ein Siegel der internationalen Tierrechtsorganisation PETA. Kennzeichnet vegane & tierversuchsfreie Kosmetikprodukte.

"Tierversuchsfrei" ist nicht gleich "tierleidfrei"

Auch wenn für das Produkt oder die Inhaltsstoffe keine Tierversuche durchgeführt wurden, können dennoch tierische Rohstoffe enthalten sein, für die Tiere leiden müssen. Für Kosmetikprodukte etwa werden häufig tierische Fette oder Farbstoffe verwendet (Bärengalle, Nerzöl, Murmeltierfett, Schildkrötenöl, Wollwachs, Cochenille-Läuse, Seide etc). Wer das vermeiden will, achtet zusätzlich auf eine „Vegan“ Zertifizierung (z.B. Vegan Blume oder V-Label Vegan).

Tierversuchsfreie Lebensmittelmarken

Tierversuchsfreie Kosmetik

Tierversuchsfreie Tiernahrung

Tierversuchsgesetz kurz erklärt

Das Tierversuchsgesetz (TVG) regelt in Österreich den Schutz der Tiere, die zu wissenschaftlichen Zwecken oder Bildungszwecken verwendet werden. Darin werden Tierversuche nach Schweregraden eingeteilt: 1.Keine Wiederherstellung der Lebensfunktion 2. Gering 3. Mittel 4. Schwer

Nach § 4 TVG Ist ein Tierversuch unzulässig, wenn es eine wissenschaftlich zufriedenstellende und rechtlich zulässige Methode oder Versuchsstrategie gibt, bei der keine lebenden Tiere verwendet werden.

In Österreich dürfen an nichtmenschlichen Primaten bzw. Bonobos, Schimpansen, Orang Utans, Gorillas und Gibbons keine Tierversuche durchgeführt werden.

Mit GIB LAUT fordern wir:

  • Tierversuchsfreie Alternativmethoden fördern!
  • Strengere Genehmigung von Tierversuchsanträgen!
  • Verbesserung der Haltungsanforderungen von Versuchstieren!

 

Quellen:
https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/tierversuche/kosmetik/118-kosmetik-ohne-tierversuche
https://ethikguide.org/infothek/guetesiegel-fur-tier-und-hautfreundliche-kosmetik/
https://kosmetik.peta.de/faq/#kriterien
https://www.leapingbunny.org
https://www.tierschutzbund.de/information/hintergrund/tierversuche/kosmetik/
https://www.bmbwf.gv.at/Themen/Forschung/Forschung-in-%C3%96sterreich/Services/TierV/TVStat.html
https://www.ages.at/themen/kosmetik/spezifische-themen/tierversuche/#
https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=20008142
Arrowsmith, J.: A decade of change. Nature Reviews Drug Discovery 2012: 11; 17-18
2  KMR Group Inc.: Annual R&D General Metrics Study Highlights New Success Rate and Cycle Time Data CHICAGO, Illinois, 08.08.2012
Ferrari, Arianna; Petrus, Klaus (2015), Lexikon der Mensch-Tier-Beziehungen .Transcript Verlag, Bielefeld.

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